Portraitfoto von Pater Dr. Euchar Schuler OCarm

P. Dr. Eucharius Franz Schuler O.Carm.

In der für P. Euchar damals wie heute charakteristischen Verbindung von intensiver persönlicher Zuwendung zu jedem Hilfe suchenden Menschen, großer spiritueller und kommunikativer Kompetenz, und geradezu visionären Ideen für strukturelle Lösungen über den Einzelfall hinaus begann er sofort mit dem Aufbau der Offenen Tür Erlangen mit der Beratungs- und Telefonseelsorge, zunächst ganz bescheiden in einem Nebenraum der Pfarrei Herz Jesu, deren damaligen Pfarrer und Erlanger Dekan Karl Kupfer (+ 2000) er für seine Ideen gewinnen konnte.

1976 startete der erste Ausbildungskurs der Erlanger Telefonseelsorge. Von Anfang an - damals noch keineswegs selbstverständlich - arbeitete P. Euchar bei der Planung und Organisation im engen ökumenischen Zusammenschluss mit den christlichen Konfessionen in Erlangen. Die mit hochkarätigen Referenten und der Zeit weit voraus greifenden hohen Standards hinsichtlich Mitarbeiterbegleitung und Supervision flankierte Ausbildung und Beratungstätigkeit in der Erlanger Telefonseelsorge kam und kommt nicht nur den Hilfe suchenden Menschen zugute, sondern auch den Mitarbeitern durch die erworbenen persönlichen und fachlichen Kompetenzen, die sie in ihre sonstigen familiären und sozialen Bezüge einbringen können.

Zeitungsfoto von P. Euchar vor einem plakat mit dem Logo der Telefonseelsorge
Zur telefonischen Beratung kam bald ein Kriseninterventionsdienst, für den auch Räume gebraucht wurden. So wurde das Projekt des Hauses der Offenen Tür Erlangen am Katholischen Kirchenplatz in Angriff genommen und mit großer Zähigkeit und vielen Ideen in Zusammenarbeit mit Gremien von Dekanat, Erzdiözese Bamberg, Gremien der evangelischen Landeskirche und nicht zuletzt der Stadt Erlangen realisiert, das seither eine wichtige Anlaufstelle, gerade in Kliniknähe, geworden ist.

1988/89 initiierte P. Dr. Schuler das Projekt "Neu anfangen", in dem alle religiös interessierten Menschen in Erlangen, über die Grenzen von Pfarreien, Konfessionen, Gruppen hinaus, über ihren Glauben ins Gespräch kommen konnten. In den entstehenden Gesprächsgruppen trafen sich mehrere Tausend Menschen, tauschten ihre Glaubens- erfahrungen aus und verständigten sich über Formen, iese in gelebtes Miteinander für as soziale Leben der Stadt umzusetzen. Diese Initiative hat sehr zum guten ökumenischen Klima in unserer Stadt mit mindestens 86 verschiedenen Religionsgemeinschaften beigetragen.

Motiviert durch die vorausgegangenen Erfahrungen folgte 1993 die Gründung der Johannes vom Kreuz-Akademie für christliche Spiritualität, aus der Erkenntnis heraus, dass die Vertrautheit und Kenntnis der eigenen christlichen Grundlagen immer weniger Menschen selbstverständlich ist. P. Euchar erkannte jedoch in vielen Begegnungen eine Sehnsucht danach, sich mit den eigenen Quellen auseinander zu setzen. Dafür bietet die Johannes vom Kreuz-Akademie einen Rahmen, deren thematische und erfahrungsbetonte Angebote von vielen Menschen gerne genutzt werden.
Erzbischof Dr. Karl Braun berief P. Euchar von 1996 bis 2001 zum Spiritual im Priesterseminar Bamberg.

BBereits im Ruhestandsalter übernahm P. Euchar 2008 bis April 2009 die Aufgabe als Pfarrer in Heilig Kreuz, Erlangen. Für diese Pfarrei, in der er seit 1974 immer wohnhaft war, engagierte er sich über viele Jahre hinweg durch liturgische Dienste sowie durch seine Beiträge für Begegnungsangebote und Aktivitäten der Pfarrgemeinde, die in einem on sehr hoher Fluktuation geprägten Stadtteil eine wichtige soziale Funktion hat und zum Ausgangspunkt einer ganzen Reihe von inzwischen eigenständigen Einrichtungen wurde.

Für wie viele Menschen P. Euchar zum persönlichen Helfer, zum "Segen", in einer Lebenskrise oder schwierigen Situation wurde, ist gar nicht zu beziffern - es müssen viele Hundert sein. Seine Anstöße und Anregungen haben viele Entwicklungen angestoßen und begleitet. Sein immer aktives Interesse, seine Begeisterungsfähigkeit, sind vielen Menschen ein Vorbild. In den letzten Jahren wurde für ihn das Land Israel immer wichtiger, in dem er jedes Jahr eine längere Zeit verbringt, wofür er sogar die Sprache gelernt hat und eifrig weiter pflegt. Von solchen Reisen bringt er stets neu Impulse für das geistliche Leben der Johannes vom Kreuz-Akademie und der Pfarrei Heilig Kreuz Erlangen mit.

Sein Goldenes Priesterjubiläum feierte P. Euchar mit einer Reihe von Begegnungen und im festlichen Rahmen, die seinen Lebenslauf widerspiegeln, zunächst mit seinem Bruder, der auf 60 Priesterjahre zurückblicken kann, in der Heimatdiözese Trier, mit der Pfarrgemeinde Heilig Kreuz und der Johannes-Akademie in Erlangen, und mit den Mitbrüdern in Bamberg und Vierzehnheiligen.

Elvira Werner

Gedicht zum 80. Geburtstag von Pater Euchar

Lebensstationen

in memoriam